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Alzheimerfrüherkennung...aus wenigen Millilitern Blut

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 1/2025

Aus nur wenigen Millilitern Blut und in nur 17 Minuten lässt sich mithilfe eines neuen blutbasierten Tests auf dem HISCL-800 von Sysmex zuverlässig erkennen, ob Beta-Amyloid-Ablagerungen als Ursache einer Alzheimerdemenz vorliegen. Wie sich das vollautomatische Verfahren in der Routinediagnostik bewährt, berichtet Dr. Bernhard Mühl, Facharzt für Labordiagnostik bei Labors.at

Text: Anja Lang

Herr Dr. Mühl, was hat Sie motiviert, den neuen vollautomatischen Beta-Amyloid-Test bei Labors.at in die Anwendung zu bringen?

Sysmex ist auf uns zugekommen und hat uns den neuen IVD-zertifizierten Test zur Alzheimerdiagnostik aus Blutproben ausführlich vorgestellt. Die Eigenschaften und Leistungsmöglichkeiten des neuen Tests haben uns wirklich sehr beeindruckt. Denn der neue Bluttest schafft es, ähnlich verlässliche Ergebnisse zu erzielen wie die bislang etablierten Diagnosemethoden PET-Scan und Liquordiagnostik. Der Aufwand für die Logistik sowie die Kosten der Durchführung sind jedoch deutlich geringer. Ein weiterer großer Pluspunkt ist für uns, dass der Test bereits IVD-zertifiziert und damit für die Routinediagnostik zugelassen ist. Das ist ein großer Vorteil für uns, da wir so deutlich weniger Aufwand für das Qualitätsmanagement aufwenden müssen, um diesen Test durchführen zu können. Last but not least empfinden wir es auch als spannende Herausforderung, ein so innovatives Produkt anbieten zu können, das noch nicht breit etabliert ist. In Europa sind wir, glaube ich, das erste Labor, das diesen Test anbietet, neben einem großen Labor, das in den Vereinigten Staaten damit arbeitet.

Wie bewerten Sie den Nutzen des Tests im Kontext der in Österreich verfügbaren diagnostischen Möglichkeiten?

Man muss erwähnen, dass die blutbasierten Biomarker für die Alzheimerdiagnostik bislang noch nicht in den klinischen Empfehlungen oder Leitlinien aufgeführt sind. Deshalb werden offiziell auch immer noch die etablierten Referenzmethoden, PET-Scan und Liquordiagnostik, zum Nachweis einer Amyloidpathologie bei der Früherkennung von Alzheimer genannt. Ich gehe aber davon aus, dass die blutbasierten Biomarker in Zukunft definitiv miteinbezogen werden. Davon bin ich ganz stark überzeugt. Denn die neuen auf monoklonalen Antikörpern basierenden Therapien gegen Alzheimerdemenz werden auch hierzulande in die Anwendung kommen. Spätestens dann wird es notwendig sein, eine klare Diagnose darüber zu haben, welche Form der Demenz beim Patienten genau vorliegt. Ist es eine vaskuläre Demenz, eine Alzheimerdemenz oder eine andere Demenzform? Sobald es eine gezielte Therapie gibt, die auch Nebenwirkungen haben kann und wahrscheinlich auch mit hohen Kosten verbunden sein wird, wird es ausschlaggebend sein, vor der Verabreichung des entsprechenden Medikaments eine sichere und kostengünstige Vorabdiagnostik zu machen. Ab diesem Zeitpunkt werden die blutbasierten Biomarker einen sehr hohen Stellenwert im diagnostischen Bereich bekommen. Aber auch jetzt schon bildet der neue Bluttest eine gute, weil nichtinvasive, kostengünstige und schnell verfügbare Alternative zu den derzeit etablierten Methoden. Denn der PET-Scan ist ziemlich teuer und die Wartelisten für einen Termin sind extrem lang. Wählt man die Liquordiagnostik, ist vorab eine invasive Lumbalpunktion erforderlich, die für bestimmte Patientengruppen – wenn zum Beispiel Blutgerinnungsmedikamente eingenommen werden müssen – nicht einfach infrage kommt. Deshalb gehe ich davon aus, dass, sobald das Wissen über die Vorteile der blutbasierten Biomarker in der klinischen Gemeinschaft angekommen ist, auch die Nachfrage nach diesen Tests entsprechend zunehmen wird.


Alzheimerdemenz

Wachsende Krise, aber auch Hoffnungsschimmer!

Die starke Zunahme an Demenzerkrankungen wird zusehends zu einer Belastung für die Gesellschaft und die Gesundheitssysteme. Weltweit sind aktuell rund 55 Millionen Menschen von Demenz betroffen, europaweit fast 9 Millionen, in Deutschland werden etwa 1,8 Millionen an Demenz Erkrankte gezählt. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werden diese Zahlen noch weiter deutlich ansteigen. Expertinnen und Experten gehen für 2050 von weltweit 139 Millionen, europaweit 16,3 Millionen sowie deutschlandweit rund 2,7 Millionen Betroffenen aus.

Bis zu 2/3 aller Menschen mit Demenz haben Alzheimer


Welche konkreten Maßnahmen sind geplant, um die relevanten Akteure, denen an Demenz erkrankte Menschen auf ihrem Weg begegnen, optimal zu erreichen?

Unsere größte Zuweisergruppe sind Ärzte, die außerhalb des Krankenhauses arbeiten, also niedergelassene Ärzte, und Neurologen, was den Beta-Amyloid-Test angeht. Hier können wir ein großes Interesse feststellen, wenn wir klar und präzise darstellen, welche Möglichkeiten und Vorteile der Test bietet. Um das möglichst anschaulich zu vermitteln, halten wir Fachvorträge und bieten Vorlesungen an, an denen auch online teilgenommen werden kann. Außerdem haben wir zusammen mit Neurologen und Klinikern umfangreiches Informationsmaterial erstellt, das ausführlich und evidenzbasiert über das neue Verfahren informiert.

Da der Bluttest ja noch nicht Teil der offiziellen Leitlinie ist, wissen wir aber auch, dass diese Methode für einige Behandler noch ziemliches Neuland darstellt, insbesondere was die Interpretation der Ergebnisse anbelangt. Aus diesem Grund haben wir zusätzlich auch eine Art Handlungsleitfaden erstellt, um auch hier konkrete Unterstützung liefern zu können und noch mehr Sicherheit in der praktischen Anwendung zu vermitteln. Seit Kurzem sind wir auch mit Klinikern in den Demenzabteilungen der Krankenhäuser in Kontakt. Auch hier stoßen wir auf ein reges Interesse.

Wie kann Sysmex Sie bei der Verwirklichung ihrer Vision unterstützen?

Zunächst einmal darf ich sagen, dass Sysmex für uns seit vielen Jahren ein starker und zuverlässiger Partner ist. Wir haben während des kompletten Implementierungsprozesses für den neuen Test wirklich sehr viel Unterstützung erhalten. Um zukünftig aber die Einführung von blutbasierten Biomarkern in die Leitlinien zu erreichen, wird es nötig sein, dass die in diesem Bereich führenden Kliniker von der Zuverlässigkeit und Sicherheit des neuen Verfahrens überzeugt werden. Dazu wäre es meiner Meinung nach sehr sinnvoll, wenn Sysmex eng mit den Hauptakteuren in der Demenzmedizin, die diese Richtlinien erstellen, zusammenarbeitet.

Denn wenn man die entsprechende Literatur durchgeht, findet man auch einige skeptische Stimmen zu blutbasierten Biomarkern, die jedoch zumeist auf Kohortenstudien mit einer begrenzten Patientenpopulation beruhen. Ich denke, es ist wichtig, dass Sysmex klar herrausstellt, welche Vorteile der Test gegenüber etablierten Methoden bietet, wie er genau funktioniert und effizient eingesetzt werden kann. Das würde den Anwendern die Zurückhaltung nehmen, etwas Neues auszuprobieren, und sie animieren, nicht weiterhin nur auf die etablierten Referenzmethoden zu vertrauen, wie das momentan noch überwiegend der Fall ist. Betrachtet man die etablierten Diagnosemethoden unter Berücksichtigung der zunehmenden Zahl von Alzheimerpatienten in puncto Kosten, aber auch bei der Logistik und Infrastruktur, ist klar, dass es hier zu Herausforderungen kommen wird.

Angesichts der Tatsache, dass mit der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft die Zahl der Alzheimerpatienten in den nächsten Jahrzehnten noch weiter stark ansteigen wird, könnte der breite Einsatz von blutbasierten Testverfahren in Zukunft dazu beitragen, dass Betroffene deutlich schneller eine Diagnose erhalten und damit auch früher und effektiver behandelt werden können. Das würde die Ärzte entlasten und auch die Kosten für das Gesundheitssystem würden weniger stark ansteigen. Ich halte das Modell der blutbasierten Biomarker alles in allem für eine wirklich gute Sache, die nicht nur in Österreich, sondern weltweit einen wichtigen Beitrag zur effektiven Bekämpfung der Alzheimerdemenz leisten kann.

SUMMARY

  • Der neue Test zur Alzheimerfrüherkennung ist schneller, kostengünstiger und einfacher als bisher etablierte Verfahren
  • Labors.at bietet als erstes Labor in Europa den blutbasierten und IVD-zertifizierten Test an
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