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Mit den Augen des Kunden

XTRA-ARTIKEL AUSGABE 2/2021

 

Der Einsatz von Smart Glasses beschleunigt den technischen Service und reduziert damit die Standzeiten. Ein Diagnoselabor in Köln macht den Praxistest

Text: Tom Rademacher

Stillstand ist nichts für Laura Sassenhagen. Im Gegenteil. Als Laborleiterin besteht ihr Job darin, die Prozesse im Labor im Sommershof reibungslos am Laufen zu halten. „Zeit ist alles bei uns“, sagt sie. „Jede Praxis und jeder Patient wartet schließlich auf unsere Ergebnisse.“ Das Labor in Köln-Rodenkirchen setzt deshalb auf hochgradige Automatisierung und zukunftsweisende Technologie von Sysmex. Seit einem Jahr kommt dabei auch im technischen Service ein neues Werkzeug zum Einsatz. Sogenannte Smart Glasses helfen, Reparaturen schneller und effizienter zu machen und Gerätestillstände zu minimieren. „Der Servicetechniker und ich schauen buchstäblich zusammen auf das Problem. Das macht die Fehlersuche und das Beheben oft viel einfacher“, erklärt Sassenhagen. Sie gehört zu den Ersten überhaupt in Deutschland, die den Smart-Glasses-Service* von Sysmex in der Praxis erproben.

Zielsicher und systematisch

Es ist Donnerstagmorgen und Sassenhagen hat alle Hände voll zu tun: Mit Handschuhen greift sie tief in das auf-geklappte Gehäuse eines XN-Moduls von Sysmex. Die Zielsicherheit, mit der sie zu Werke geht, kommt nicht von ungefähr. Sie hat die Smart Glasses auf der Nase und den Sysmex Servicetechniker im Ohr. Gemeinsam sind sie auf Fehlersuche. Eine Störungsmeldung und ausgetretene Flüssigkeit deuten auf eine Leckage hin. Systematisch werden Schläuche und Verbindungen geprüft. Die Zeit drängt. Vom betroffenen Modul gibt es zwar fünf weitere in der Hämatologie, aber gegen Mittag kommt eine Welle Proben rein. Und je länger die Störung anhält, desto eher droht ein Rückstau, der sich durch den Tag ziehen könnte.

Das Labor im Sommershof liegt etwas versteckt im ersten Stock einer Einkaufspassage in Köln-Rodenkirchen. Abgeschirmt vom Shopping-Trubel herrscht hier ein geschäftiges Treiben ganz anderer Art. Von morgens um acht bis abends um sieben surren hier Dutzende Apparate für unterschiedliche Diagnostik. Auf vergleichsweise wenig Raum analysiert das Labor täglich rund 7.000 Einzelproben. Eingeschickt werden sie von über 800 Arztpraxen in Köln und dem Umland.

Das Labor im Sommershof ist eine Institution, entstanden vor über 50 Jahren als erste Laborgemeinschaft überhaupt in Deutschland. Heute reicht das Portfolio von klassischen Blutbildern über Klinische Chemie wie Leberwerte, Zucker und Urinparameter bis hin zur Serologie – Hormone, Schilddrüse, Tumormarker und viele weitere Parameter. „Alles findet auf dieser Etage statt“, sagt Laura Sassenhagen und blickt sich um. Lediglich die Mikrobiologie ist anderswo untergebracht.

Entlastung durch Automation

Die ausgebildete biologisch-technische Assistentin kam 2014 zum Labor im Sommershof, im vergangenen Jahr übernahm sie die Leitung des Labors. Seither sorgt sie nicht nur dafür, dass die Analysen reibungslos laufen. Sie wacht auch über „die Straße“. So nennen sie und die Kol-legen das komplexe Schienensystem, das sich durch das gesamte Labor schlängelt. Wie bei einer Modelleisen-bahn fahren Proben autonom von Station zu Station.

Insgesamt sind 32 Module an die Straße angebunden, von der einfachen Zentrifuge über Ausstrich- und Färbeautomaten in der Hämatologie bis hin zum Probenarchiv. „Wenn alles gut läuft, geben wir vorn unsere Proben rein und leeren am Ende nur noch die Müllbeutel, wenn die Proben nach der zwölftägigen Archivierungsfrist automatisch entsorgt werden“, erklärt Sassenhagen.

Fehler selbst beheben

Diese Form der Automation ist aus dem Alltag des Labors heute nicht mehr wegzudenken. „Sie erspart uns jede Menge Lauferei“, sagt Sassenhagen. In Praxisversuchen konnte Sysmex zeigen, dass Labormitarbeiter dank des automatischen Probentransports am Tag bis zu 90 Prozent weniger Wegstrecke zurücklegen. Das entlastet nicht nur die Füße, es ist auch ein Plus an Sicherheit, weil Proben seltener in die Hand genommen werden. Vor allem aber erlaubt es den Fachkräften, mehr Zeit auf anspruchsvollere Tätigkeiten zu verwenden.

Umso wichtiger, dass Störungen in der Automatisierung schnell behoben werden. Laura Sassenhagen ist dazu bestens geschult. Sie kennt viele der Apparate und vor allem „die Straße“ besser als jeder andere im Labor im Sommershof. Kleine Störungen behebt sie selbst. Aber es gibt Fehler, die Spezialwissen erfordern. Dann ist der technische Service von Sysmex gefragt – und zunehmend die Smart Glasses. „Dank der Brille müssen wir immer seltener auf einen Techniker warten, sondern können auch komplexe Störungen direkt beheben“, sagt sie. „Das freut uns und letztlich natürlich die Praxen und Patienten.“

Dass die Smart Glasses gleichzeitig mit der Coronapandemie Einzug in den Laboralltag fanden, war gleich doppelt günstig: „Wir waren zum einen selbst durch die Coronaschutzmaßnahmen und die zusätzlichen PCR- Tests personell stark gefordert“, erinnert sich die Labor-leiterin. „Zum anderen konnten die Techniker aufgrund der Kontaktbeschränkungen auch nicht ganz so einfach zu uns ins Labor kommen.“ Die Smart Glasses haben in dieser Zeit ihre Feuertaufe bestanden. Sassenhagens persönlicher Höhepunkt war der Austausch einer Hydraulikpumpe im automatischen Probenarchiv: „Da muss man wirklich wissen, was man tut und wo man seine Finger hat – oder eben besser nicht.“

Zeigen statt beschreiben

Am XN-Modul zeigt sie, wie die Smart Glasses funktionieren: Über die Kameraverbindung sieht der Techniker im Büro oder Homeoffice exakt, was Sassenhagen im Labor im Sommershof sieht. „Das ist viel hilfreicher und intuitiver, als ein Problem am Telefon zu beschreiben“, erklärt die 33-Jährige. Umgekehrt kann der Techniker ihr nicht nur genauere Anweisungen über die Sprechverbindung geben, sondern gleich per Maus direkt in ihrem Sichtfeld Markierungen, Pfeile oder wichtige Hinweise einblenden. „Statt es umständlich zu beschreiben, kann er mir eine bestimmte Stelle oder Schraube einfach farbig einkreisen“, erklärt Sassenhagen. Sogar Anleitungen und Schaltpläne lassen sich so teilen.

Gerade für den Anwender sind die Smart Glasses eine Erleichterung. Etwas Gewöhnung erfordern sie dennoch: Der Blick durch die Brille ist zunächst befremdlich. Das Videobild überlagert die reale Welt, eingeblendete Elemente und Hinweise erscheinen unvermittelt vor den Augen. „Das ist Übungssache“, sagt Sassenhagen. „Man braucht auch etwas Konzentration, um den Blick für den Techniker ruhig und bewusst auf die relevanten Stellen zu richten.“

Breite Anwendung geplant

„Wir testen das System derzeit mit einer Handvoll Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz“, erklärt Marcel Oskan, Service Manager Automation bei Sysmex. „Um relevante Erfahrungen zu sammeln, haben wir dazu langjährige Kunden ausgewählt, die ein besonders breites Spektrum an Geräten nutzen und die auch sonst offen sind für Innovation.“ Sysmex hofft, die Smart Glasses in Zukunft möglichst vielen Kunden zu Verfügung zu stellen. Sie sollen den Service ergänzen und insgesamt noch weiter verbessern. Denn mittels Smart Glasses können Techniker Geräte und Störungen schon vorab aus der Ferne in Augenschein nehmen und detaillierter mit dem Kunden besprechen. Dadurch kann der Techniker insbesondere in kniffligeren Fällen direkt mit dem notwendigen Ersatzteil zum Servicetermin ins Labor kommen.

Zurück am XN-Modul ist der Fehler gefunden. Eine gelöste Steckverbindung hatte einen kleinen Austritt eines der Reagenzien verursacht. Nicht leicht zu finden, aber einfach zu beheben. Laborleiterin Sassenhagen reinigt noch einmal das Innere des Gehäuses. Sie bedankt sich beim Servicetechniker, kappt die Verbindung und schließt das Gehäuse. Binnen Augenblicken ordnet sich der Apparat von selbst wieder in den Strom der laufenden Blutanalysen ein. Die Laborleiterin schaut auf die Uhr: Keine halbe Stunde hat die Störung gedauert. „Das holen wir locker auf“, sagt sie und widmet sich anderen Aufgaben. Auch heute gibt es keinen Stillstand für Laura Sassenhagen.

* Sysmex verwendet Smart Glasses des Herstellers Epson

Summary

  • Das Kölner Labor im Sommershof analysiert täglich 7.000 Einzelproben aus rund 800 Arztpraxen
  • Laborleiterin Laura Sassenhagen erledigt viele Reparaturschritte selbst mithilfe von Smart Glasses
  • Mit Smart Glasses wird der Sysmex Servicetechniker zugeschaltet, der das Blickfeld mit der Laborleiterin teilt und sie durch den Reparaturvorgang führt

 

Fotoquelle: Annette Etges

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